In der pastoralen Konzeption St. Maria identifizieren wir Polyvalenz, Offenheit, Porosität und Einladung als Qualitäten, die wir in einer räumlichen Dimension in unserem Entwurf diskutieren möchten. Die Architektur sollte in diesem Sinne Resonanz erzeugen und stimulieren. Das Kirchengebäude wird hierzu als Objet Ambigu gedacht und beherbergt Formen und Räume, die neue Freiheiten jenseits der klassischen Kategorien ‚Innen’ oder ‚Außen’, ‚Natur’ oder ‚Kunst’, aber auch ‚sakral’ und ‚profan’ aufspannen. Der architektonische Versuch einer Bewahrung des ‚christlichen Abendlandes’ trifft dabei auf den pastoralen Versuch, das Evangelium in die ‚Stadtlücken’ einer dynamischen Stadtgesellschaft hinein freizugeben.
Wir nutzen die Strategie des Faire Place, eines bewussten beiseite Tretens und Raum Schaffens in der Architektur sowie auch der städtebaulichen Einbettung. Institutionelles Freigeben trifft dabei auf gesellschaftliches Rückgewinnen von öffentlichen Räumen und ermöglicht Erfahrungen eines offenen, geteilten Raumes. Nicht die Entwertung, sondern vielmehr die weitere Anreicherung und das Eröffnen von Möglichkeiten stehen dabei im Zentrum des Entwurfs.
Der Entwurf respektiert in kreativer wie behutsam fortschreibender Weise das Gewachsene – und zwar sowohl das Gewachsene des neugotischen Kirchenbaus als auch des Prozesses „St. Maria als …“. Das Kirchengebäude wird durch klare, einfache, wertige – und immer auch reversible – Interventionen für die Bedürfnisse und im Sinne eines Möglichkeitsraums qualifiziert.
Der Kirchenraum wird als Objet Ambigu durch ein Holzdeck und die Einbauten weiterentwickelt. Er bietet nun die Möglichkeit den Raum auf verschiedenste Weise zu nutzen, ohne seine eindrückliche Raumwirkung und sakrale Atmosphäre zu verlieren. Unterschiedlichste Gottesdienst-konfigurationen sind hier ebenso möglich wie verschiedenste andere Nutzungen.
Der vorgeschlagene Holzboden, der den Chorraum mit dem Kirchenschiff verbindet, schreibt das Provisorische von „St. Maria als …“ in seiner improvisiert wirkenden Materialqualität fort und übersetzt es in einer erweiterte, qualifizierte und wertige Form. Das Holzdeck bietet eine sin-nenfällige Brücke zwischen den beiden Raumzonen bzw. zwischen sakral-heiliger und profan-heiliger Raumnutzung – so macht er auch das Hybride eines ‚dritten Weges‘ zwischen Sakralisierung und Profanierung, für das St. Maria steht, ohne großen Erklärungsbedarf erfahrbar.
Die Auflösung von Teilen der Chorraummauer stellt die Beziehung zwischen Innen und Außen her und öffnet den Raum zur Stadt. Das neugotische Konzept der Stuttgarter Marienkirche wird im Rückgriff auf die ursprüngliche architektonische Grundintention der Gotik, das steinerne Mauerwerk möglichst vollständig aufzulösen und transparent zu gestalten (vgl. Suger von Saint-Denis), interpretiert. Diese Öffnungen werden im Sinne einer ‚weltoffenen’ Spiritualität pastoraler Präsenz in der Großstadt angeboten.
Die neu ausgebildeten Schwellenräume sprechen eine Einladung aus, die Kirche ausgehend vom öffentlichen Raum niederschwellig zu entdecken. Sie vermitteln zwischen Innen und Außen, aber auch zwischen sakraler und profaner Nutzung.
Der Entwurf holt durch zwei neue Einbauten mit Durchbrüchen an der Tübinger Straße und der Furtbachstraße das ‚profane’ Außen in das ‚sakrale’ Innen. Die Kirche wird somit von Anbauten außen freigehalten und bleibt in ihrer Außenform unangetastet und wahrnehmbar. Es bildet sich dennoch durch die Öffnungen eine neue Kontaktzone aus. Im Inneren sind Einbauten seit jeher Teil von Kirchenräumen. Dieses Thema wird aufgegriffen und für die Ausbildung der neuen Schwellenräume genutzt. Von beiden Seiten in den Kirchenraum eingeschoben bildet sich zusammen mit dem Holzdeck eine Raumbeziehung zwischen ihnen aus, ohne den Hauptraum zu schwächen. Ausgeführt in Holzständerbauweise und verkleidet mit Eichenholzfurnier bilden sie einen warmen Kontrast zum glatten Stein. Die Wände werden raumhaltig entworfen. In der Wand zum Kircheninnenbereich sind Sitznischen platziert. Beheizt und indirekt beleuchtet bieten sie einen kontemplativen Ort in der Kirche an. In den beheizten Innenräumen können unterschiedlichste Nutzungen wie Gesprächskreise, Beichte, Andachten, Essensausgabe, Beratung, Kleidersammlung usw. stattfinden.
Studio Urbane Strategien GmbH
Leipziger Platz 2
70197 Stuttgart
Prof. Dr. Martina Baum
Vertr.-Prof. Dipl.-Ing. Markus Vogl
Freie Architekten & Stadtplaner BDA
info@studiourbanestrategien.com
Tel. 0711 31 55 03 93
Universität Stuttgart, SuE: Lehrstuhl für Stadtplanung und Entwerfen
In der pastoralen Konzeption St. Maria identifizieren wir Polyvalenz, Offenheit, Porosität und Einladung als Qualitäten, die wir in einer räumlichen Dimension in unserem Entwurf diskutieren möchten. Die Architektur sollte in diesem Sinne Resonanz erzeugen und stimulieren. Das Kirchengebäude wird hierzu als Objet Ambigu gedacht und beherbergt Formen und Räume, die neue Freiheiten jenseits der klassischen Kategorien ‚Innen’ oder ‚Außen’, ‚Natur’ oder ‚Kunst’, aber auch ‚sakral’ und ‚profan’ aufspannen. Der architektonische Versuch einer Bewahrung des ‚christlichen Abendlandes’ trifft dabei auf den pastoralen Versuch, das Evangelium in die ‚Stadtlücken’ einer dynamischen Stadtgesellschaft hinein freizugeben.
Wir nutzen die Strategie des Faire Place, eines bewussten beiseite Tretens und Raum Schaffens in der Architektur sowie auch der städtebaulichen Einbettung. Institutionelles Freigeben trifft dabei auf gesellschaftliches Rückgewinnen von öffentlichen Räumen und ermöglicht Erfahrungen eines offenen, geteilten Raumes. Nicht die Entwertung, sondern vielmehr die weitere Anreicherung und das Eröffnen von Möglichkeiten stehen dabei im Zentrum des Entwurfs.
Der Entwurf respektiert in kreativer wie behutsam fortschreibender Weise das Gewachsene – und zwar sowohl das Gewachsene des neugotischen Kirchenbaus als auch des Prozesses „St. Maria als …“. Das Kirchengebäude wird durch klare, einfache, wertige – und immer auch reversible – Interventionen für die Bedürfnisse und im Sinne eines Möglichkeitsraums qualifiziert.
Der Kirchenraum wird als Objet Ambigu durch ein Holzdeck und die Einbauten weiterentwickelt. Er bietet nun die Möglichkeit den Raum auf verschiedenste Weise zu nutzen, ohne seine eindrückliche Raumwirkung und sakrale Atmosphäre zu verlieren. Unterschiedlichste Gottesdienst-konfigurationen sind hier ebenso möglich wie verschiedenste andere Nutzungen.
Der vorgeschlagene Holzboden, der den Chorraum mit dem Kirchenschiff verbindet, schreibt das Provisorische von „St. Maria als …“ in seiner improvisiert wirkenden Materialqualität fort und übersetzt es in einer erweiterte, qualifizierte und wertige Form. Das Holzdeck bietet eine sin-nenfällige Brücke zwischen den beiden Raumzonen bzw. zwischen sakral-heiliger und profan-heiliger Raumnutzung – so macht er auch das Hybride eines ‚dritten Weges‘ zwischen Sakralisierung und Profanierung, für das St. Maria steht, ohne großen Erklärungsbedarf erfahrbar.
Die Auflösung von Teilen der Chorraummauer stellt die Beziehung zwischen Innen und Außen her und öffnet den Raum zur Stadt. Das neugotische Konzept der Stuttgarter Marienkirche wird im Rückgriff auf die ursprüngliche architektonische Grundintention der Gotik, das steinerne Mauerwerk möglichst vollständig aufzulösen und transparent zu gestalten (vgl. Suger von Saint-Denis), interpretiert. Diese Öffnungen werden im Sinne einer ‚weltoffenen’ Spiritualität pastoraler Präsenz in der Großstadt angeboten.
Die neu ausgebildeten Schwellenräume sprechen eine Einladung aus, die Kirche ausgehend vom öffentlichen Raum niederschwellig zu entdecken. Sie vermitteln zwischen Innen und Außen, aber auch zwischen sakraler und profaner Nutzung.
Der Entwurf holt durch zwei neue Einbauten mit Durchbrüchen an der Tübinger Straße und der Furtbachstraße das ‚profane’ Außen in das ‚sakrale’ Innen. Die Kirche wird somit von Anbauten außen freigehalten und bleibt in ihrer Außenform unangetastet und wahrnehmbar. Es bildet sich dennoch durch die Öffnungen eine neue Kontaktzone aus. Im Inneren sind Einbauten seit jeher Teil von Kirchenräumen. Dieses Thema wird aufgegriffen und für die Ausbildung der neuen Schwellenräume genutzt. Von beiden Seiten in den Kirchenraum eingeschoben bildet sich zusammen mit dem Holzdeck eine Raumbeziehung zwischen ihnen aus, ohne den Hauptraum zu schwächen. Ausgeführt in Holzständerbauweise und verkleidet mit Eichenholzfurnier bilden sie einen warmen Kontrast zum glatten Stein. Die Wände werden raumhaltig entworfen. In der Wand zum Kircheninnenbereich sind Sitznischen platziert. Beheizt und indirekt beleuchtet bieten sie einen kontemplativen Ort in der Kirche an. In den beheizten Innenräumen können unterschiedlichste Nutzungen wie Gesprächskreise, Beichte, Andachten, Essensausgabe, Beratung, Kleidersammlung usw. stattfinden.
Studio Urbane Strategien GmbH
Leipziger Platz 2
70197 Stuttgart
Prof. Dr. Martina Baum
Vertr.-Prof. Dipl.-Ing. Markus Vogl
Freie Architekten & Stadtplaner BDA
info@studiourbanestrategien.com
Tel. 0711 31 55 03 93
Universität Stuttgart, SuE: Lehrstuhl für Stadtplanung und Entwerfen